(Marc Chagall, 07.07.1887 – 28.03.1985) Ausstellung vieler Farblithographien des Künstlers aus dem Bereich "Bilder zur Bibel" in Schifferstadt Unter der Schirmherrschaft von Bürgermeisterin Ilona Volk hatte die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Schifferstadt (Baptisten) eine Ausstellung von Farblithographien des jüdischen "Malers der Bibel" Marc Chagall organisiert, welche vom 24. Februar bis zum 11. März 2018 im Pfarrzentrum St. Jakobus zu besichtigen war. Unterstützt wurde sie dabei von den drei anderen christlichen Kirchengemeinden Schifferstadts: der Katholischen, der Protestantischen und der Neuapostolischen Kirchengemeinde.
Das sehr umfangreiche Ausstellungsprogramm umfasste eine Vernissage, täglich stattfindende Führungen, zwei Jugendabende und einen Kindernachmittag, ein Klezmer-Konzert mit jiddischen Liedern aus dem "alten und neuen Kontinent", welches die auch von Chagall erlebte Auswanderungswelle vieler Juden aus Ost- und Westeuropa nach Amerika im 19. und frühen 20. Jahrhundert widerspiegelte, sowie drei ökumenische Gottesdienste.
Marc Chagall, ein tief gläubiger Jude, der – wie viele andere jüdische Künstler auch – während des Dritten Reiches Zuflucht außerhalb Europas suchen musste und daher von 1943-47 in Amerika lebte, war fest davon überzeugt, dass die Grausamkeiten des Krieges nur geschehen konnten, weil viele Menschen die Bibel und die darin niedergeschriebenen göttlichen Gesetze nicht kannten. Er sah es daher als seine Aufgabe an, nach Kriegsende wieder nach Europa zurückzukehren und den Menschen durch das Malen von Szenen der Bibel einen Zugang zu dieser und zu den darin enthaltenen göttlichen Geboten zu verschaffen. Dabei sagte er von sich selbst: "Ich las die Bibel nicht, ich träumte sie!" und: "Von meiner Kindheit an hat mich die Bibel mit Visionen über die Welt erfüllt. In Zeiten des Zweifels haben ihre Größe und dichterische Weisheit mich getröstet. Die Bibel ist wie ein Nachklang der Natur, und ich habe danach gestrebt, dieses Geheimnis weiterzugeben."
Gerade in einer Zeit zunehmender Fremdenfeindlichkeit und Radikalisierung sah es die Baptistengemeinde Schifferstadt daher als Verpflichtung an, gemeinsam mit den anderen christlichen Kirchengemeinden durch die Chagall-Ausstellung und ein entsprechendes Rahmenprogramm Konzepte für ein friedvolles Miteinander zu liefern und zu zeigen, dass es auch inmitten einer recht schwierig gewordenen Welt möglich ist, Frieden zu fördern und zu leben.
Den Abschluss des Ausstellungsprogrammes, den ökumenischen Gottesdienst am Sonntag, dem 11. März, gestalteten der Vorsteher der Neuapostolischen Gemeinde Schifferstadt, Hirte Michael Binder, sowie einige Sänger des Gemeinde- und Bezirkschores maßgeblich mit. Thema des Gottesdienstes waren die von Chagall so häufig gemalten Engel. Frau Abel-Pohlack von der Ev. Kirchengemeinde hob in ihrer Predigt hervor, dass Gott immer dann, wenn etwas besonders Wichtiges geschah, Engel zu Hilfe nahm, um zu den Menschen zu sprechen, sie zu trösten, zu stärken oder ihnen Verheißungen zu übermitteln. Besonders stellte sie dabei die Begebenheit heraus, als Jesus im Garten Gethsemane mit seinem himmlischen Vater rang und ihn bat, doch nach Möglichkeit den schweren Kelch des Kreuzestodes von ihm zu nehmen, und Gott ihm dann nach der bedeutsamen Aussage "Aber nicht mein, sondern dein Wille, er geschehe!" einen Engel sandte, der ihn stärkte. Auch wir dürften dies in schwierigen Situationen erleben: Gott handelt zwar nicht immer nach unserem Willen und nimmt Sorgen und Nöte von uns weg, aber er schickt uns in solchen Situationen immer wieder einen Engel, der uns stärkt. Diese Quintessenz aus der Predigt unterstrich auch der Chor der Neuapostolischen Gemeinde noch einmal mit seinem Liedvortrag: "Herr, weil mich festhält deine starke Hand, vertrau ich still. Weil du voll Liebe dich zu mir gewandt, vertrau ich still. Du machst mich stark, du gibst mir frohen Mut – Ich preise dich! Dein Wille, Herr, ist gut!"
Nach dem Gottesdienst bestand noch einmal die Möglichkeit, sich die Farblithographien von Marc Chagall im Alleingang oder bei einer Führung anzuschauen, während andere die Zeit zu einem Gedankenaustausch bei Kaffee und Kuchen nutzten. … Alles in allem ein gelungenes Projekt gelebter Ökumene, das mit Sicherheit nicht das einzige innerhalb der christlichen Gemeinden Schifferstadts bleiben wird!