Seit dem 1. April 2020 sind Benjamin Raudzus und Michael Binder die neuen Bezirksjugendleiter im Bezirk Rheinpfalz. Genauso unkonventionell wie ihre Einsetzung, sind auch ihre Ideen für die Jugendarbeit.
Corona bedingt konnten die beiden nicht in einem Jugendgottesdienst beauftragt werden. Dennoch wollte Bezirksvorsteher Stefan Weber nicht mit der Beauftragung warten. Zu wichtig sei die Jugend als Zukunft der Gemeinden. Vor allem die Begeisterung und Ideen der beiden „Neuen“ sollten nicht auf die lange Bank geschoben werden. So fand die Beauftragung per Mail mit Beauftragungsschreiben statt.
Da das nicht alle Tage passiert drucken wir hier einen kleinen Auszug:
….Die Bezirksjugendbeauftragten unterstützen die Vorsteher und die Gemeindejugendbeauftragten und stehen ihnen mit Rat, Tat und Gebet zur Seite. Sie tragen Sorge für die regelmäßig durchgeführten Jugendstunden und führen sie in der Regel auf Bereichs- und Bezirksebene durch. Sie vernetzen sich mit den Jugendbeauftragten der Gemeinden und der Jugend und sorgen für eine zielführende, verständnisvolle und mit gegenseitiger Wertschätzung getragene Kommunikation. Sie unterstützen den Übergang der Konfirmandinnen und Konfirmanden in die Jugend…..
Was die beiden Amtsträger antreibt, welche Ideen sie haben und was sie eigentlich für Menschen sind, hat die Redaktion versucht in einem Interview herauszufinden.
Was waren eure Beweggründe, diese Aufgabe zu übernehmen?
Benjamin: Die Jugendleiter, die ich während meiner Jugendzeit selbst erlebt habe, waren immer gute Freunde und Vorbilder für mich…na ja vielleicht mit wenigen Ausnahmen. Davon habe ich immer profitiert. Als der eigene Jugendleiter irgendwann abtrat und man nun selbst jetzt „der junge“ ist, hat mich das schon angetrieben, etwas zurückzugeben von dem was mich selbst geprägt hat.
Michael: Nach fünf Jahren als Vorsteher musste ich feststellen, dass ich an meine persönlichen Grenzen stoße. Rahmenbedingungen hatten sich geändert und ich merkte es passt nicht mehr für mich. Gleichzeitig wollte ich mich aber weiterhin im Werk Gottes einbringen. Ich finde es großartig, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten und hatte meine Bereitschaft hier tätig zu werden dem Bezirksältesten auch signalisiert.
Rückblickend ist es sicher die eigene Jugendzeit, die mich geprägt hat, an dieser Stelle etwas zu bewegen. Das lag vor allem auch an den Personen, die uns damals betreut haben, stellvertretend möchte ich hier einmal Hubi (Pr. i.R. Thomas Huber, Gemeinde Schifferstadt) nennen. Alle die damals dabei waren, wissen, was ich meine. Wenn du wirklich Herzblut hineinsteckst, kommt auch etwas zurück. Oft sieht man das erst viel später. Aber wenn ich mir heute die aktiven Gemeindemitglieder betrachte, erkenne ich doch viele aus dieser Zeit wieder.
Wie kommt es, dass ihr euch die Aufgabe teilt?
Benjamin: Der Bezirksälteste bat mich zu einem Gespräch… wie so etwas eben beginnt. Ziemlich schnell habe ich dann für mich entschieden, dass ich dem Ansinnen Bezirksjugendleiter zu werden nicht ablehnend gegenüberstehen würde. Michael und ich waren einmal zusammen auf einem Jugendbetreuerwochenende, und hatten dort festgestellt, dass wir eine ähnliche Sicht auf die Dinge haben. Interessanterweise kamen auch damals schon andere Teilnehmer auf uns zu, um sich mit uns auszutauschen.
Michael: Wir haben schnell gemerkt, dass das gut passt zwischen uns. Seine Antworten waren oft auch meine Antworten. Und nun teilen wir die Verantwortung, und können uns austauschen. Und auch wenn mancher denkt, es müsse doch einen geben, der der Chef ist, gab es bisher keinen Streit. Im Gegenteil.
Corona hat euch ja ein wenig gebremst. Wie geht ihr an diese Aufgabe heran?
Benjamin: „Macht das einfach,“ sagte der Apostel zu uns, er scheint uns zu vertrauen. (grinst..) Das ist natürlich eine große Chance für uns, Dinge zu gestalten und voranzutreiben, gerade auch wenn man einmal alle Konventionen auf den Prüfstand stellen darf. Aber es beinhaltet auch eine große Verantwortung, da wir uns hinter niemandem verstecken können. Flache Hierarchien würde man das in der Wirtschaft wohl nennen. Das wollen wir nutzen und die Jugendlichen auch dafür begeistern, sich einzubringen. Neue Ideen, wie Jugendgottesdienste und Jugendstunden bereichert werden können? Bei uns findet ihr ein offenes Ohr.
Michael: Ganz wichtig sind für uns auch die Jugendbeauftragten, denn die Gemeinden müssen aktiv mitarbeiten, damit es funktioniert. Die Jugendbeauftragten sind der Dreh- und Angelpunkt: authentisch sein und die Wichtigkeit ihrer Arbeit erkennen.
Wir haben deshalb mit jedem Jugendbeauftragten persönlich gesprochen und gefragt, wie sieht es aus bei euch in der Gemeinde. Es zeigt sich ein recht unterschiedliches Bild, auf dem wir aber aufbauen wollen und alle dort abholen wo sie gerade stehen. Hier komme ich wieder auf meine eigenen Erfahrungen zurück. Wir müssen als Jugendleiter motiviert sein und motivieren wollen.
Daher beraten wir Vorsteher und Bezirksvorsteher bei dieser wichtigen „Personalentscheidung“. Das ist sicher eine große Herausforderung gerade in der heutigen Zeit. Und natürlich sind auch Beauftragungen auf Zeit möglich und je nach Lebensplanung auch sinnvoll.
Was sind eure konkreten Projekte?
Michael: Jugendaktivitäten mit klarem Profil und vor allem auch bezirksweit zu gestalten, ist unser Ziel. Mit einem Alter von 14 bis 30 haben wir eine riesige Persönlichkeitsspanne bei den Jugendlichen. Hier wollen wir sie mit ihren speziellen Themen erreichen und neue Formate entwickeln, um möglichst viele Jugendliche abzuholen.
Wer will und Ideen hat, darf also gerne mitmachen und soll sich bitte bei uns melden.
Benjamin: Da wieder Präsenzgottesdienste möglich sind überlegen wir einen Open Air Jugendgottesdienst zu organisieren und mindestens einen Jugendgottesdienst in diesem Jahr noch auf die Beine zu stellen. Schließlich wollen wir uns ja auch noch persönlich vorstellen.
2021 wollen wir dann durchzustarten. Spätestens zu Pfingsten 2021 erwarten uns dann hoffentlich Sport, Spiel Spaß und Spannung, aber auch das ist natürlich Corona abhängig.
Das könnte auch gerne ein mehrtägiger Event sein ohne große Agenda, einfach nur Gemeinschaft pflegen und Spaß haben…
Was wünscht ihr euch von der Jugend?
Michael: Wir haben circa 200 aktive Jugendliche im Bezirk. Wir erreichen ca. ein Drittel davon, und daran müssen wir arbeiten. Ich glaube, eigentlich sind die Jugendlichen heute auch nicht so anders als wir früher, auf der Suche nach etwas was ihnen Halt gibt und was sie erfüllt. Aber anders als wir hinterfragen sie vieles und da wollen wir „ran“. Wir brauchen mehr Querdenker, die offen ihre Meinung sagen, aber auch mit Feedback und berechtigter Kritik umgehen können und Lust daran haben, zukünftig „ihre“ Kirche mitzugestalten.
Benjamin: Dass wir bisher noch keinen persönlichen Kontakt zu den Jugendlichen des Bezirks hatten, macht die Sache natürlich schwerer. Andererseits sind wir in diesem Kreis ja auch nicht unbekannt und hoffen natürlich auf ihre Unterstützung.
Wann ist euer Job erfüllt?
Michael: Wenn ich keine eigenen Impulse mehr habe und der Kreis auch funktioniert, wenn wir nicht mit dabei sind.
Benjamin: Wenn ich selbst nicht mehr begeistert bin und meinem eigenen Anspruch nicht mehr gerecht werde.
Wie messt ihr euren Erfolg?
Michael: In einigen Jahren werden Jugendbetreuer eingesetzt, die aus der jetzigen Jugend herausgewachsen sind, oder Kinder, die du heranwachsen gesehen hast, und die nun fest im Jugendkreis eine Heimat gefunden haben.
Und Benjamin ergänzt mit Augenzwinkern: Neudeutsch wäre das ein Return on invest nach 5 Jahren. Mal schauen….
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